Worum geht es bei diesem Hobby?
Bei einem Hängegleiter ohne Motor, auch Drachen oder Deltasegler genannt, handelt es sich um ein Luftsportgerät. Das Fliegen hat viele Ähnlichkeiten mit dem Gleitschirmfliegen, ist jedoch anspruchsvoller ist als mit dem Gleitschirm. Sie nutzen beide die gleichen Fluggelände. Daher werden beide nicht ohne Grund durch den Deutschen Hängegleiter-Verband DHV vertreten.
Die Entwicklung begann jedoch etwa zwei Jahrzehnte früher als die des Gleitschirms. Inspiriert von einem Projekt der NASA wurden zu Beginn der 1960er Jahre die ersten Hängegleiter entwickelt. Sie entwickelten sich nach und nach bis hin zur heutigen Bauform und sind mittlerweile relativ leicht zu fliegen und sehr sicher geworden.
Die Flügel des klassischen Hängegleiters sind selbsttragend und bestehen aus einem mit Stoff bespannten Gestell aus Aluminium oder Kohlefaser. An den Flügeln ist ein Art Fahrgestell fest montiert, in das der Pilot sich auf dem Bauch liegend einhängt und durch Gewichtsverlagerung den Hängegleiter steuert. Es gibt auch sogenannte Starrflügler, bei denen die Flügel meist aus Faserverbundstoffen bestehen. Die Steuerung erfolgt hier durch Gewichtsverlagerung und mit Hilfe von Störklappen auf der Flügeloberseite. Die Flugeigenschaften liegen über denen der klassischen Hängegleiter.
Der Hängegleiter kann durch Aufwinde Höhen von bis zu 5.000 m erreichen und Distanzen bis zu 700 km zurück legen. Er hat nur einen entscheidenden Nachteil: Zum Transport lassen sich die beiden Flügel nur zusammen klappen, womit eine große Tasche und viel Platz benötigt wird.
Gestartet wird wie mit dem Gleitschirm am Hang oder mit Hilfe einer Seilwinde, möglich ist auch das Schleppen mit einem Ultraleichtflugzeug. Zur Landung benötigt der Hängegleiter allerdings etwas mehr Platz als ein Gleitschirm. Motorisierte Hängegleiter fallen rechtlich unter die Ultraleichtflugzeuge, für die eine Sportpilotenlizenz für Ultraleichtflugzeuge benötigt wird.
Das Aufkommen des Gleitschirmfliegens hat allerdings dafür gesorgt, dass trotz der besseren Flugeigenschaften des Hängegleiters (sie sind schneller, gleiten besser und weiter als Gleitschirme) dieser an Zuspruch verloren hat, trotz seiner Faszination des Flugerlebnisses an sich.
Was benötigst Du dafür?
Zur ersten Kontaktaufnahme mit diesem Hobby kann ein Tandemflug dienen. Oder du besuchst einen der Schnupperkurse, bei denen du nach einer intensiven Einweisung unter Aufsicht schon alleine fliegen kannst!
Entschließt du dich, das Fliegen mit dem Hängegleiter als Hobby zu betreiben benötigst du einen sogenannten Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer (auch Sportpilotenlizenz genannt) für leichte Luftsportgeräte. Die Ausbildung umfasst Theorie und Praxis. Begonnen wird mit Flügen mit einer Höhendifferenz zwischen Start und Landung von 40 bis 100 Metern, die dann allmählich auf über 500 Meter gesteigert wird. Die abschließende Flugscheinprüfung kann dann schon mit einem Alter von 16 Jahren absolviert werden. Ergebnis ist der beschränkte Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer (A-Lizenz) und du darfst damit von einem Startplatz starten und auf dem dazugehörigen Landeplatz landen.
Möchtest du Strecke fliegen und auch auf anderen Landeplätzen landen, brauchst du den unbeschränkten Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer (B-Lizenz). Dies erfordert eine vertiefende Ausbildung und eine weitere Prüfung in Theorie und Praxis.
Als Ausrüstung benötigst du natürlich erst einmal einen Hängegleiter und das passende Gurtzeug (sieht aus wie ein Schlafsack). Unverzichtbar beim Hängegleiterfliegen ist ein guter Rettungsschirm. Um die eigenen Steig- und Sinkwerte sowie die aktuelle Höhe ermitteln zu können brauchst du ein Variometer. Fehlen nur noch winddichte Kleidung, Helm und eine große Tasche zum Transport deiner Ausrüstung.
Wie viel kostet Dich dieses Hobby?
Ein Tandemflug kosten dich zwischen 150,- und 300,- €, je nach Flugschule und Location (wie es neuerdings so schön heißt). Und für den gleichen Preis oder sogar weniger (!) gibt es auch schon Schnupperkurse.
Doch nun wird es ernst: Die Ausbildung. Die benötigte Ausrüstung kannst du dir anfangs bei der Flugschule leihen. Du solltest dabei verschiedene Ausrüstungen ausprobieren können und somit Erfahrungen sammeln, welche dir später beim Kauf der eigenen zu dir passenden Ausrüstung hilfreich sind. Die A-Lizenz-Ausbildung kostet um die 900,- €, die weitere Ausbildung zur B-Lizenz noch einmal etwa 300,- € plus Prüfungsgebühren.
Klassische Hängegleiter bekommst du ab etwa 2.500,- €, das passende Gurtzeug ab 600,- €. Starrflügler sind schon etwas teurer, so ab etwa 15.000,- €. Kein Witz!
Ein Rettungsschirm kriegst du ab 500,- €. Variometer gibt es ab 200,- €. Das alles gibt es auch als gebraucht zu kaufen, ob du das willst, ist natürlich deine Entscheidung. Aber einige Flugschulen bieten dir deine neue Ausrüstung zu Vorzugspreisen auch mit an. Und rechne für Kleidung und weiteres Zubehör auch noch mal mit gut 500,- €.
Möchtest Du Dich in Vereinen organisieren?
Du kannst dieses Hobby allein oder auch im Verein betreiben. Als Vereinsmitglied bist du auch gleichzeitig Mitglied des Deutschen Hängegleiter-Verbandes DHV. Das hat zum Beispiel neben vielen anderen auch den Vorteil, dass die Prüfungsgebühren sich reduzieren und du die günstigen Versicherungsangebote des Verbandes nutzen kannst.
Hast Du Lust auf Wettbewerbe?
Von vereinsinternen Wettkämpfen bis zur Weltmeisterschaft ist alles für dich möglich. Im Wettkampfsport geht es zum Beispiel um das Streckenfliegen oder um den Zielflug. Beim Zielflug sind vorher festgelegte Wendepunkte einer bestimmten Strecke zu umfliegen. Jeder Wettkampfpilot zeichnet seine geflogenen Strecken mit Hilfe eines GPS-Gerätes auf. Der Schnellste gewinnt. Und es werden Flugfestivals mit mehr oder weniger außergewöhnlichen Wettkämpfen veranstaltet, bei denen das Zuschauen auch schon großen Spaß macht.
Ist dieses Hobby für Dich geeignet?
Das Fliegen mit einem Hängegleiter ist eine günstigste Möglichkeit ein eigenes Fluggerät zu besitzen. War es schon immer dein Traum, mit den Vögeln um die Wette zu fliegen oder einfach so lautlos oder auch rasant durch die Luft zu gleiten? Liebst du die Natur und genießt du die Aussicht von hohen Bergen? Hier kann dein Traum wahr werden. Das Fliegen erfordert auf Grund der Steuerung des Hängegleiters mit Körpereinsatz allerdings eine überdurchschnittlich gute körperliche Fitness und vor allem regelmäßiges Training.
Musst Du Rechtliches beachten?
Alle Start- und Landeplätze müssen in Deutschland durch den Deutschen Hängegleiter-Verband zugelassen sein. Sie werden dann von den örtlichen Flugsportvereinen oder Flugschulen unterhalten.
Jeder Hängegleiter-Flieger muss eine Hängegleiter-Haftpflichtversicherung besitzen. Die bei Unfällen entstehenden Arzt- und Behandlungskosten sind über die Krankenversicherung abgedeckt, nicht jedoch die Folgekosten wie zum Beispiel Krankengymnastik, Reha und Arbeitsausfall. Dies sollte über eine Unfallversicherung geschehen, bei der auch das aktive Fliegen mit dem Hängegleiter abgesichert ist. Oft wird auch noch eine spezielle Flugunfall- und Bergekosten-Versicherung empfohlen. Am besten du fragst schon während deiner Ausbildung im Verein nach, welche Erfahrungen die anderen Piloten diesbezüglich haben.
Das Fliegen mit dem Hängegleiter ist heute kein Risikosport mehr. Trotzdem auch hier: Sag niemals nie!
Wo findest Du weitere Informationen?
Die besten Informationen bekommst du zunächst einmal beim Deutschen Hängegleiter-Verband DHV. Hier findest du auch einen Verein in deiner Nähe, an den du dich wenden kannst. Hier entscheidest du, ob Tandemflug oder Schnupperkurs, oder schaust einfach mal zu, wenn die anderen Piloten fliegen. Alles Weitere findet sich dann. Dachverband der deutschen Luftsportverbände ist der Deutsche Aero Club e.V. (DAeC). Dort bekommst du ebenfalls viele Informationen.
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